Der Juni war ein ganz schön wilder Monat. In meinem Kof war das Ende meines Freiwilligendienstes plötzlich erreicht, denn meine Mama kam zu Besuch. Von Anfang an war klar, dass wenn mich jemand besuchen kommt, wird es am Ende meiner Zeit sein. So kam es, dass der Besuch meiner Mutter immer das Ende in meinem Kopf war, bevor es dann praktisch nach Hause geht.
So war es Anfang Juni soweit und Malin und ich fuhren mit John nach Entebbe zum Flughafen. Mitten in der Nacht landete Mama und wir konnten in der Morgensonne zu unserem ugandischen Zuhause fahren. Es war ein besonderes Gefühl, dass ein Teil meines deutschen Lebens nun auch das Ugandische kennenlernt. -und es war eine große Freude! Nach einem Frühstück mit deutschem Nutella (große Freude auch darüber), haben wir Mama das ganze Projekt gezeigt und ihr alle möglichen Menschen vorgestellt.




In der ersten Woche von Mamas Zeit hier, waren wir viel im Projekt und in Jinja unterwegs. Dabei haben wir ihr alles gezeigt, was so zu unserem Leben dazu gehört. So waren wir ganz viel im Kinderheim und haben mit den Kids gespielt….





…haben in der Klinik gearbeitet und Mama hat uns allen beigebracht, wie man richtig ultraschallt…



…wir haben einen Morgenspaziergang zum Nil gemacht…


… waren mit neu geschneiderten Kleidern in der Kirche…


… waren im Deli Essen und haben Mama unsere Freunde in Jinja vorgestellt…


…waren das erste Mal direkt am Fuße des Viktoriasees töpfern…


… und haben vor dem Beginn unsere Reise noch jede Menge Kinder geimpft.


Danach begann die große Reise, die ich in den letzten Wochen mit viel Liebe und Geduld geplant habe. Zuerst ging es mit den ugandischen Taxis nach Mbale, wo uns unser guter Freund Emmanuel abgeholt hat. Genau an der Stelle, wo wir uns das erste Mal im Februar zufällig begegnet sind und er uns dann mitgenommen hat. Dieses Mal war das Ganze aber geplant und wir konnten auch bei ihm übernachten. Die nächsten Tage haben wir uns seine Schule und seine Gemeinde angeschaut…

….waren bei den Sipi Falls….




…und sind noch zu den verschiedensten Aussichtspunkten gefahren.





Ich war so glücklich wieder zurück in den Bergen Kapchorwas zu sein. Wenn wir gerade nicht auf Tour waren, hatten wir jede Menge Zeit zum quatschen über Gott und die Welt, Tischtennis und L.A.M.A spielen und ganz ganz viel ugandisches Essen essen. Bei Emmanuel gibt es das absolut beste ugandisches Essen. Malin und ich hatten uns schon Wochen zuvor auf das Essen gefreut, und es hat absolut nicht enttäuscht (danke an Ben, den Koch). Emmanuel hat sich schon die ganze Zeit von uns Pizza aus Deutschland gewünscht. Das war aber etwas kompliziert, da Mama ja schon eine Woche zuvor in Jinja war. Also haben wir einfach selber Pizzateig gemacht und alles andere besorgt (ganz Kapchorwa hatte kein Käse, also musste es aus Mbale zu uns gefahren werden). Von überall her kamen dann noch Leute, die im Projekt mitarbeiten, sodass wir am Ende etwa 10 Leute waren. Auf Topfdeckeln (als Backblech Ersatz) haben wir dann in einem improvisierten Ofen (in dem am Abend zuvor Ziege gegrillt wurde) Pizza gebacken. Das war für alle eine große Freude und ein absolutes Highlight. Wir wären so gerne noch viel länger geblieben, aber unsere Reise ging nach 3 Nächten weiter. Ich bin so dankbar, dass aus diesem zufälligen Treffen mit diesem fremden katholischen Priester, eine so wunderbare Freundschaft geworden ist!




Wir haben uns dann mit Eddy getroffen, er ist mit uns und Malins Familie im April auch schon zum Murchison Falls Nationalpark gefahren. Mit dabei war noch Jovia, eine Studentin im Bereich Travel und Tourism, die gerade ein Praktikum bei Eddy macht. Es ging für uns als erstes zum Kidepo Valley Nationalpark. Die Fahrt in die letzte Ecke von Uganda war lang und ihr macht euch keine Vorstellung wie unglaublich schlecht die Straße war. Über 5h Dirtroad und so viele Schlaglöcher, sodass wir regelmäßig an die Decke geflogen sind. Sowas gibt es in DE einfach nicht. Eigentlich wollte ich lesen oder schlafen, aber das war absolut unmöglich. Besonders die letzten Kilometer hatten es in sich. Da es geregnet hatte, war der Boden lehmähnlich und wir sind von der einen Straßenseite bis zur anderen gerutscht. Zwischendurch ist unser Ersatzreifen unterm Auto im Matsch stecken geblieben. Dementsprechend froh waren wir, als wir endlich bei unser Lodge angekommen waren und den Abend mit der besten Aussicht und wunderbaren Gesprächen ausklingen lassen konnten. Die nächsten Tage sind wir ganz viel durch die schöne Landschaft gefahren, weiterhin bei schlechten Straßen. Das Wetter hat uns regelmäßig vor Herausforderungen gestellt, weil wir durch tiefsten Matsch mussten, aber Eddy ist beeindruckend gut gefahren und hat regelmäßig das Auto repariert, wenn immer etwas kaputt gegangen ist. Nach dem Regen kam aber auch die Sonne wieder raus, zu meiner großen Freude, da es einen schönen Sonnenuntergang gab. Die Tage im Norden Ugandas waren geprägt von einem kaputten Auto, einem Leoparden, jede Menge Zebras, Sporteinheiten in der Savanne und die lustigsten Abenden mit Eddy und Jovia.











Als nächster Stop ging es dann von der einen letzten Ecke Ugandas in die nächste letzte Ecke. Zu unserer großen Freude wurden die Straßen deutlich besser auf dem Weg zum Murchison Falls Nationalpark. In der letzten Stadt vor dem NP wurde das Auto dann nochmal professionell repariert. Auf dem Weg zur Unterkunft haben wir direkt schon mal den ersten Gamedrive gemacht. Nach nicht mal 2 min hinterm Gate haben wir die ersten Elefanten und Giraffen gesehen. Auch Murchison hat einfach so wunderschöne Landschaften und es ist einfach eine große Freude mit dem offenen Dach im Wind zu stehen. Dieser Gamedrive war absolut genial.
Plötzlich hält Eddy das Auto an und dreht. Ich habe keine Ahnung, wie er das bei dem hohen Gras sehen konnte, aber da waren 5 Löwinnen. Schnell waren wir auf dem Dach und haben sehr lange Löwen beobachtet. Kurze Zeit später standen locker 10 Autos neben uns, die dankbar waren dass Eddy die Löwen gespottet hat. Sobald wir uns auf den Weg zur Unterkunft machten, fing es so stark an zu schütten. Da waren wir doch sehr froh, dass die Straßen in Murchison sehr viel beser waren.







Am nächsten Tag ging es gleich stark weiter mit einer ganzen Löwenfamilie. Da habe ich auch endlich den männlichen Löwen gesehen, der ganz oben auf meiner Liste stand. Direkt danach haben wir in der Morgensonne ein paar Elefanten und zwei Leoparden gesehen. Da war klar, dass es absolut nicht besser werden kann.








Nach einer Bootstour zu den Wasserfällen, wo wir Krokodile und Nilpferde beobachtet haben, ging es für uns noch zu einem Nightdrive.



Direkt am Anfang haben wir eine Löwin im Baum gesehen. Da wir einen Ranger dabei hatten, durften wir Offroad fahren und sind direkt zu ihr hin gefahren. Es war schon ganz schön gruselig, aber ein unvergessliches Erlebnis. Bei Sonnenuntergang haben wir riesige Giraffengruppen gesehen und sind dann ganz lange unter schönstem Sternenhimmel in der Sommernachtluft hinten auf dem Auto gefahren.





Da es die nächste Nacht ganz viel geregnet hatte und morgens auch noch, ist unser Morgendrive leider ausgefallen (nachdem Eddy zwei Autos aus dem Schlamm freigefahren hatte, die stecken geblieben sind). Also waren wir noch kurz bei den Wasserfällen, bevor es in die nächste Stadt ging. Dort haben wir bei Spielen, gutem Essen und wertvollen Gesprächen den Abend bei Countrymusik von den Nachbarn ausklingen lassen.






Weiter ging die Reise in die Nähe von Fort Portal, wo wir zu den Kraterseen gefahren sind. Wir hatten einfach die schönste Unterkunft. Ein Baumhaus mit Blick auf zwei Seen, inkl. Schaukel. Es war traumhaft. Abends saßen wir mit unserer Vermieterin, eine deutsche Frau die vor 7 Jahren nach Uganda gekommen ist, am Feuer und haben über unsere Projekte und das Leben in Uganda geredet. Am nächsten Tag sind wir durch die Community gelaufen und sind noch zu weiteren Seen gelaufen. Mittags haben wir uns von unserer Vermieterin SUPs ausgeliehen und konnten in einem perfekt temperierten See schwimmen.





Der letzte Stop unserer Reise war Entebbe. Nach einer langen Fahrt, haben wir uns von Eddy und Jovia verabschiedet und haben zwei letzte Tage genossen. Wir haben uns gerette Tiere im Wildlife Conservation Center angeschaut (besonders lange die männlichen Löwen :)) und waren im botanischen Garten. Entebbe ist mit Abstand der westlichste Ort in Uganda. Eine Mall mit einem Carrefour, viele reiche Menschen, Strand, Ampeln und einigermaßen sortierte öffentliche Verkehrsmittel. Ich habe so richtig einen Vorgeschmack auf das deutsche Leben bekommen. Da ist total Vorfreude aufgekommen. Die Zeit mit Mama hat sich unglaublich lange angefühlt, weil wir so viele wunderbare Dinge erleben konnten.




Dann hieß es aber mitten in der Nacht Aufwiedersehen sagen, da Mama zurück nach Deutschland geflogen ist. Malin und ich sind ein paar Stunden später in dem besten und schnellsten Taxi, indem wir je saßen, nach Kampala gefahren. Unerwartet schnell waren wir da, in einem noch sehr ruhigen und verschlafenen Kampala. Da wir noch etwas Zeit hatten, konnten wir in Ruhe in einem sehr schönen Café frühstücken gehen. Eddy hat uns netterweise ein Auto mit Fahrer geschickt, sodass wir dann (durch schüttenden Regen) zurück nach Jinja gefahren sind.


Es war ein so schönes Gefühl wieder zu Hause anzukommen. Leider hat ein Mäusenest unter unserem Schrank das Gefühl etwas getrübt. Aber nachdem wir den gründlichsten Hausputz ever gemacht hatten, hat sich alles wieder normal angefüht und wir konnten die Kinder nach der Kirche wieder in die Arme schließen.



Nun sind wir schon über eine Woche wieder hier und es dreht sich eigentlich alles um den Abschied. Von den ersten Menschen haben wir uns schon verabschiedet, die letzten Mitbringsel werden gekauft, die letzten Kleider geschneidert und die Kinder fragen jeden Tag, ob wir morgen fliegen würden. Es ist ein komisches Gefühl in einem harten Abschied zu stecken und den möglichst gut zu gestalten und gleichzeitig sich sehr auf Deutschland zu freuen! Es sind nicht mal zwei Wochen, bevor unser Flug geht und wir unser Rückkehrseminar haben. Wir versuchen die letzten Tage wirklich zu genießen. Übermorgen geht es nochmal auf einen Abschiedstrip mit den anderen Freiwilligen, die auch in Uganda ihren Dienst gemacht haben. Ein letztes Mal Safari mit Eddy, aber in einem Nationalpark indem wir alle noch nicht waren. Dankbar, für all diese vielen Möglichkeiten!

