Die Arbeit im Kinderheim ist mittlerweile ein sehr großer Teil meines Lebens, worüber ich sehr dankbar bin. <3
Anfangs war es besonders hier sehr schwer Aufgaben zu finden, die nützlich sind. Die Aunties (Betreuerinnen der Kinder) sind auf drei Zimmer aufgeteilt, in denen jeweils 5-7 Kinder leben. Diese kümmern sich um die Kinder und sind aber auch auf die Hilfe der größeren Kinder angewiesen. Malin und ich mussten erstmal herausfinden, wie der Alltag hier abläuft und wo Hilfe benötigt wird. Wir haben sehr schnell gemerkt, dass das Leben auch ohne uns funktioniert. Wir haben also hier und da geholfen, was wir so gefunden haben. In der Kultur ist es sehr unüblich weiße Leute nach Hilfe zu fragen oder ihnen Aufgaben zu geben. Das haben wir sehr schnell gemerkt und haben immer nachgefragt, ob man helfen kann. Das hat mal besser und mal schlechter funktioniert, aber jetzt wissen wir, wo wir einfach mit anpacken können.
Wenn unser Stundenplan es vorsieht im Kinderheim zu sein, hören wir mit den Kindern meistens Musik und tanzen ganz viel. Das kann die Kleinen wirklich stundenlang beschäftigen Ansonsten wird viel gespielt, gekuschelt und dienstags immer Shaun das Schaf geschaut (absolutes Highlight der größeren Kinder).
Seit einigen Wochen haben wir zwei sehr kleine Babys im Kinderheim. Diese brauchen natürlich noch sehr viel mehr Aufmerksamkeit als die Größeren. Dafür reicht die Zeit der Aunties oft nicht mehr aus, sodass die beiden sehr viel weinen. Die letzte Zeit habe ich also einen großen Teil meiner Zeit mit besonders einem der Babys (Nanjonyo Marie) verbracht. Ich bin gerade viel mit füttern, wickeln und Marie in den Schlaf schaukeln beschäftigt. Ich liebe diese Aufgabe. Dadurch habe ich tatsächlich das Gefühl helfen zu können und diesem kleinen Menschen Liebe zeigen zu können.
Durch diese Aufgabe (und manchmal auch gefühlte Verpflichtung) verschwimmen unsere Arbeitszeiten aber auch sehr. Der Alltag von den Babys lässt sich selbstverständlich nicht in unseren Stundenplan quetschen. Dadurch ist das nicht mehr so richtig Teil unserer Arbeit, sondern viel mehr Teil unseres Lebens. Das ist wirklich wunderbar, kann manchmal aber auch anstrengend werden. Mittlerweille ist es Normalität, dass wir beim Kochen, Essen oder, so wie jetzt gerade, beim Berichte schreiben eins der Babys auf dem Arm haben. Es ist schön, auch von den Aunties, so eine Verantwortung zu bekommen. Das gibt dem Leben hier auf jeden Fall noch mehr Sinnhaftigkeit für mich. Es ist aber auch schwierig die Verantwortung mal abzugeben. Ich darf nicht vergessen mir auch mal Zeit für mich zu nehmen oder tatsächlich Feierabend zu machen. Besonders hart ist es, wenn ich nachts von dem Babygeschrei aufwache und mir einreden muss, das da jemand ist, der sich um sie kümmert und das nicht meine Aufgabe ist, mitten in der Nacht zu ihr zu gehen (wobei ich das auch schon gemacht habe, um Sicherheit zu bekommen).
Ich liebe diesen neuen Teil, der sich in den letzten 4 Wochen hier etabliert hat. Es ist schön sich so viel um ein kleines Wesen zu kümmern und da eine Sinnhaftigkeit zu haben. Die anfängliche Herausforderung mitten im Kinderheim zu wohnen hat sich als großes Geschenk herausgestellt. Es ist schön hier so mittendrin sein zu können und auch tatsächlich dann zu helfen, wenn es benötigt wird (und nicht nur dann, wenn es unser Stundenplan verlangt). Ich liebe es sehr mich beim Kochen kurz mit den vorbeilaufenden Kindern zu unterhalten oder den Aunties kurz zuzuwinken. Es ist so schön in die Kinderheimfamilie aufgenommen zu werden und trotz der Sprachbarierre immer mehr ein Teil davon zu werden.