Nach 4,5 Monaten hier in Naminya arbeiten (ohne größere Pausen), war es Ende Dezember endlich Zeit für Urlaub! Die Wochen vor dem Urlaub war ich so ko und antriebslos, dass ich trotz einem schönem Weihnachten die Tage runtergezählt habe bis es endlich losging.
Am Freitag haben Malin und ich noch kurz Besuch von Sally und Ida bekommen. Die beiden machen gerade auch ihren Freiwilligendienst in Uganda in einem Kinderheim. Es war sehr schön, dass wir ihnen unser Projekt zeigen konnten, uns über Erfahrungen austauschen konnten und vor einem schönen Spaziergang durch Jinja noch in unserem Lieblingsrestaurant gemeinsam Essen gegangen sind. Danach wurde viel Zeug eingekauft und ganz viel Essen sortiert. Da wir auf eine Insel gefahren sind, haben wir uns dazu entschieden, alle haltbaren Lebensmittel von zuhause mitzunehmen. Das wurde dann irgendwie mit unseren Klamotten in unsere Reiserucksäcke gepackt, was gerade so gepasst hat.


Am Samstagmorgen hat der Wecker um kurz nach 3 geklingelt, da wir um 4 von einem mit John befreundeten Taxifahrer abgeholt werden sollten. Schon direkt da haben wir gemerkt, das Reisen in Uganda noch schlimmer als die deutsche Bahn ist (nach diesem Urlaub werden wir uns nie wieder über Verspätungen in DE beschweren). Der Taxifahrer war nach 1 1/2 Stunden immer noch nicht da und wir hatten mittlerweile keine Lust mehr auf UNO-Flip spielen, sodass wir mit Bodas (Motorrad-Taxis) zu einem anderen Ort gefahren sind, wo regelmäßig Taxis (Kleinbusse) nach Kampala fahren (von dem Boda bin ich erstmal fast runtergefallen, da mein Rucksack zu schwer war haha).



Nach Kampala sind wir dann ohne weitere Herausforderderungen gekommen, wo uns ein sehr netter Mann gezeigt hat, wo der Bus nach Kabale (Südwest Uganda) abfährt. Wir waren sehr glücklich so einfach einen Bus (mit echt guten Sitzplätzen) gefunden zu haben, diese Fröhlichkeit wurde jedoch sehr getrübt als wir 2h später immer ncoh nicht losgefahren waren. Selbst als wir losgefahren sind, kamen wir nicht wirklich vorran, da der Bus kaputt war und die ersten Menschen nach 10 min schon auf Toilette mussten. Bei der Fahrt haben wir die Sonne, den Fahrtwind, schönste Landschaften und etwas Schlaf genossen. Ziemlich bald war jedoch klar, dass wir nicht wie erhofft im Hellen in Kabale ankommen, sodass ich sehr viel mit unseren Vermietern hin und her geschrieben.



Nach 11 Stunden (statt geplanten 7h und schon 13h im Bus) waren wir mehr als froh, als wir endlich aus dem Bus aussteigen konnten. Amon (einer der Mitarbeiter unserer Wohnung) hat uns netterweise ein Auto besorgt, das uns sogar noch am Markt vorbeigefahren hat. Da wir nur die haltbaren Sachen mitgenommen hatten, musste noch eine Menge Obst und Gemüse gekauft werden. Im Markt konnten wir bei der ketzten Verkäuferin, die noch da war alles kaufen. Die war super nett und hat uns am Ende sogar ncoh einen Geheimweg zurück gezeigt, denn das Haupttor wurde während wir drin waren geschlossen und die Lichter gingen aus. Nachdem alles besorgt hatte, wurde es eigentlich nur ncoh absurder. Wir sind 30 Minuten mit dem Auto Berge hoch und runter gefahren, um zum Hauptdock zu gelangen. Mitten im nirgendwo hält unser Chauffeur (ein kleiner Mann in Anzug und mit Lackschuhen) an und sagte, dass wir jetzt da sind. Den Hauptdock hatten wir uns anders vorgestellt (folgendes Foto von der Rückfahrt bei Licht):


Darauf folgte eine 15 minütige Bootsfahrt, zwischen verschiedene Inseln durch, die wir jedoch nur erahnen konnten, da es stockdunkel war. Wir waren inzwischen auch völlig übermüdet und ziemlich zerfroren. Wir wurden aber sehr herzlich von Amon und Evas (unseren beiden Vermietern) empfangen (sogar mit heißem Tee). Nach diesem Filmreifen Reisetag sind wir völlig ko ins Bett gefallen.
Umso größer war die Freude als wir (nachdem lange ausgeschlafen haben) endlich sehen konnten, wo wir in der Nacht zuvor eigentlich gelandet waren. Wir haben unseren Urlaub auf einer der Hauptsinseln im Lake Bunyoni verbracht. Dieser See ist der zweittiefste See Afrikas und ist etwa 900 Meter tief.



Da unsere Unterkunft als Lodge geplant ist, bisher aber nur eine Hütte ist, hatten Malin und ich den Aufenthaltsraum und die Küche ganz für uns. Es war echt eine traumhafte Kulisse und vorallem war es schön ruhig. Wir haben lange überlegt, ob wir nicht mit anderen Freiwilligen Urlaub oder eine Rundreise durch Teile Ugandas machens sollten. Aber diese doch recht einsame Insel war die absolut richtige Entscheidung. Nach vielen Monaten Kindergeschrei in den Ohren, war das Vögelgezwitscher echt eine sehr nette Abwechslung.
Die nächsten Tage wurden so entspannt wie möglich angegangen. Ohne Wecker morgens aufwachen, im Bett liegen bleiben und dann in der Sonne frühstücken. Danach wurde meistens den ganzen Tag in der Sonne gelesen, noch mehr geschlafen, nach Hause telefoniert und viel gekocht. Wenn das Wetter es zugelassen hat, waren wir an unserem privaten Steg schwimmen und danach ausgiebig sonnen. Man hat jedoch sehr gemerkt, dass wir auf fast 2000m waren, da es echt sehr kalt wurde, wenn die Sonne weg war (das Wasser war auch super kalt). An manchen Tagen saßen wir mit Pulli, Socken, langer Hose und dicker Decke auf dem Sofa und haben gefroren. In solchen Momenten haben uns die 35°C aus Naminya dann doch sehr gefehlt (jetzt wieder zuhause nach dem ankommen, schmilzen wir hier:))



Es war ein absoluter Entspannungsurlaub. Zwischendurch wurden Ziele für das neue Jahr aufgeschrieben, das alte und sehr besondere Jahr Revue passiert gelassen und dann am Lagerfeuer (nachdem Dinner for one geschaut wurde (deutsche Traditionen müssen weitergeführt werden)) zu zweit in das neue Jahr gefeiert (wobei wir um kurz nach 12 schnell ins Bett sind). Wir haben einige Spaziergänge über die Insel gemacht und eine Kanutour mit einem ausgehölten Baumstumpf gemacht (das hat sich als etwas kompliziert herausgestellt).




Ein weiteres Highlight war der Ofen, den wir gut genutzt haben und endich Ofengemüse und -kartoffeln und Baked Oats (Kuchen nur mit Haferflocken) machen konnten. Ansonsten haben wir uns sehr gut abgewechselt und ganz viel leckeres Essen gekocht. Für Malin haben wir ganz viel auf den eckigen Tellern angerichtet, sodass alles sehr fanzy aussah.



Am vorletzten Abend sind wir in ein Restaurant auf der Insel gegangen und haben da bei einem schönen Sonnenuntergang und guten Gespräch sehr leckeres Essen genossen. Am letzten Abend musste das restliche Mehl leer gemacht werden, und da uns Amon jeden Abend ein Feuer gemacht hat war für uns völlig klar, was es geben sollte. Wir haben Amon gezeigt wie man Stockbrot macht. Später war noch der Chef vom Grundstück da, der das Stockbrot machen auch sehr unterhaltsam fand. Es war ein super schöner Abend mit vielen guten Gesprächen über die unterschiedlichen Kulturen und guter, deutscher Musik.



Ich war sehr dankbar, dass ich nach einigen Wochen wirklich schlechtem Schlaf im Urlaub endlich wieder gut schlafen konnte (was zu einem hohen Prozentanteil bestimmt an der richtig dicken Decke lag). In der letzten Nacht waren Malin und ich jedoch so viel wach, dass der Wecker um 5 Uhr morgens echt hart war. Es musste aber noch schnell Frühstück gemacht und das restliche Zeug eingepackt werden. Typisch Ugandisch wurden wir erst um viertel vor 7 statt um 6 von dem Boot abgeholt, was uns aber eine schöne Bootstour im Hellen ermöglicht hat.


Danach sind wir bei eisiger Kälte auf zwei Bodas durch wunderschöne grüne Berge, einem Sonnenaufgang und einer Menge Nebel zu unserem Bus gefahren. Den Bus haben wir wahnsinnig schnell gefunden und der ist sogar 8 Minuten früher (!!!!) als geplant losgefahren. Das waren wir ganz schön überrascht und es war eine gute Abwechslung zu den 2h Verspätung von der Hinreise.


Wir sind super schnell und echt perfekt durchgekommmen. Bis vor Kampala. Es war so unglaublich viel Stau, dass wir mit dem Bus erst nicht nach Kampala reingekommen sind und etwas später mit dem Taxi nicht mehr rausgekommen sind. Nachdem wir kurz die Hoffnung hatten, dass wir dieses mal eine einwandfreie Fahrt hatten, hat es sich doch noch einige Stunden länger gezogen als geplant. Das Taxi war viel zu voll (und wurde immer noch voller gestopft) und ist gerade die ersten Stunden irgendwie gar nicht voran gekommen. Außerdem war eine Gruppe von Frauen im Taxi, mit denen wir uns zunächst sehr nett unterhalten haben. Je später es wurde desto mehr haben sie einfach nur über uns gelacht, sodass wir versucht haben sie gut möglichst zu ignorieren. Ich war sehr froh, als wir endlich aus dem Taxi aussteigen konnten und uns überraschenderweise sehr warme Luft entgegen geströmt ist. Dann wurde noch schnell Rolex zum Abendessen geholt und sind dann endlich mit den Bodas nach Naminya gefahren. Die Reise war sehr anstrengend, aber die Erleichterung und Freude war umso größer als wir abends um 11 endlich wieder in unsere (viel zu heiße) Wohnung (ohne Wasser) gekommen sind. Das Kindergeschrei, was uns direkt begrüßt hat, haben wir allerdings absolut nicht vermisst.


