Die letzten Wochen vor Weihnachten waren ganz schön voll. Dabei kann ich gar nicht so genau sagen warum. Ich habe zunehmend gemerkt, dass ich die letzten 4,5 Monate eigentlich durchgehend gearbeitet habe und immer abrufbereit war. Das hat irgendwann ganz schön an meinen Kräften gezehrt. Ich wurde sehr antriebslos, hatte keine Lust mehr aufs Arbeiten, habe schlecht geschlafen und war dadurch dauerhaft müde. Ich habe die wirklich die Tage runtergezählt, bis es Ende Dezember endlich in den Urlaub ging.
Trotzdem musste der Alltag irgendwie weiter gehen. Arbeiten in der Klinik und im Kinderheim. Doch gerade im Kinderheim ist viel passiert. Marie, das Baby um das ich mich so viel gekümmert habe, ist zurück zu ihren Eltern gegangen. Da sie vorher krank war, habe ich das erst gar nicht mitbekommen, rückblickend war es doch ein schwerer Abschied. Neben Marie sind noch einige weitere Kinder gegangen, sodass sich die Anzahl der Kids echt stark reduziert hat. Zudem habe ich erfahren, dass ich von nun an (zum mindest vorerst) nicht mehr impfen darf. Dafür habe ich vollstes Verständis, aber damit geht eine Aufgabe, die mir viel Spaß gemacht hat. Es sind also zwei Aufgaben weniger geworden, die die Zeit hier bisher wirklich ausgemacht haben.
Neben all diesen schwierigen Umstellungen bzw. meiner Antriebslosigkeit, ging es mit großen Schritten auf Weihnachten zu. Malin und ich haben uns es wahnsinnig schön gemacht! Das war wirklich ein Lichtblick in dieser herausfordernden Zeit. Wir haben festgestellt, dass es bei 35°C ganz schön schwierig ist in Weihnachtsstimmung zu kommen. Da half auch jede Menge Weihnachtsmusik und Weihnachtsbaumkugeln an der Wand nichts mehr. Aber das Plätzchenbacken durfte natürlich nicht fehlen. So haben Malin und ich an einem Samstag im Dezember bei unserem Projektleiter in der Küche (die einen Ofen hat) fünf verschiedene Arten an Plätzchen gebacken. Das war super schön und die Kinder haben sich sehr gefreut, dass sie einige Plätzchen abbekommen haben.
Die Woche vor Weihnachten haben wir viel Zeit damit verbracht Geschenke für die Kinder einzupacken. Wir hatten einen großen Karton voller Klamotten, Autos, Teddys, Sitften, Papier, etc aus Deutschland geschickt bekommen. Die ganzen Sachspenden haben wir verteilt, sodass wir für jedes Kind ein Geschenk packen konnten. Da auch die Aunties nicht leer ausgehen sollten, sind wir nach Jinja gefahren um mit Spendengeldern einige Dinge (u.a. Klamotten aus einem super schönen Secondhandshop) zu kaufen.
Dann waren wir ganz viel in Jinja einkaufen für unser Weihnachtsessen am 24. Dezember. Für Malin sogar extra grünen Salat (den wir dank unser lieben Obst- und Gemüsefrau sehr einfach bekommen haben).


Der 24. war unser ganz persönliches Weihnachten, da hier erst am 25. Dezember gefeiert wird. Morgens haben wir alles dekoriert und schön aufgeräumt. Dann wurde vorallem auf den Abend gewartet, den wir mit unser Vorspeise (Buchstabensuppe) eingeläutet haben. Wie es sich natürlich für Heilig Abend gehört, haben wir einen deutschen Gottesdienst geschaut (dank YouTube Livestream war das mehr als einfach). Nach 4,5 Monaten nur englische bzw. lugandische Gottesdienste tat es mehr als gut mal wieder einen deutschen Gottesdienst zu schauen und die richtig klassischen Weihnachtslieder mitzusingen.



Dann haben wir uns an unseren Hauptgang gemacht. Wir haben Spätzle gemacht (mit einem Spätzlemaker, der schon hier war). Da wir das erste Mal hier Käse gekauft haben, war die Freude über Käsespätzle und einen grünen Salat riesengroß und es war soo lecker.



Natürlich haben wir dann auch unsere Familien angerufen, um zu schauen, ob Weihnachten auch ohne uns funktioniert 🙂 Allzuviel Zeit hatten wir aber nicht, weil wir noch ein paar Geschenke auspacken mussten, bevor es an unseren Nachtisch ging. Wir haben uns unseren Schichtnachtisch (aus Joghurt, Mango, Trauben und Cookies) schmecken lassen, während den restlichen Abend Hitster Bingo getestet wurde (herausfordende Abwechslung zu dem normalen Hitster, bei dem wir mittlerweile Profis geworden sind).




Am nächsten Tag sind hat der Wecker eindeutig zu früh geklingt, um zum ugandischen Weihnachtsgottesdienst zu gehen. Ich konnte noch nicht herausfinden, was genau die Menschen hier an Weihnachen feiern, aber definitiv nicht Jesu Geburt. Die Kirche war unglaublich leer, es wurden die gleichen Lieder, wie immer gesungen, und wir saßen mit den Aunties die meiste Zeit draußen, weil es viel zu laut war. Parallel hat es in Strömen geregnet (Weihnachten in Afrika habe ich mir anders vorgestellt). Es war mit Abstand der traurigste und am wenigsten weihnachtlicher Weihnachtsgottesdienst, in dem ich je war. Nachdem wir den Gottesdienst überstanden haben, gab es zusammen mit allen aus dem Kinderheim ein großes, typisch Ugandisches Festessen. Matooke (Kochbanane), Brownrice (das absolut beste überhaupt), Kartoffeln, eine Menge Fleisch und Erdnusssoße.



Mit Hilfe von Spendengelder konnten wir dem Kinderheim ein sogenanntes Christmas-Outing ermöglichen. Mit allen Kindern und Aunties haben wir uns auf den Weg zu den Makwanzi- Wasserfällen gemacht. Die Kinder konnten den ganzen Nachmittag Wasserspiele machen und auf einem großen Volleyballfeld mit Bällen herumtoben. Auch die Aunties hatten eine wunderbare Zeit. Während die Kinder beschäftigt waren im Wasser zu plaschen, sind wir mit den Aunties zu den Wasserfällen gelaufen. Für mich und Malin war es beeindruckend, wie wahnsinnig groß der Nil an dieser Stelle wurde. Nur die riesengroßen Spinnen, die wirklich überall hingen und auf dem Boden lagen, waren ziemlich abschreckend. Nach dem Abendessen sind wir alle ganz schön müde, aber glücklich und dankbar nach Hause gefahren, dass wir diese Möglichkeit hatten.






Der zweite Weihnachtsfeiertag wurde dann sehr entspannt angegangen. Nachdem wir unseren Pancakeday von Mittwoch nachgeholt hatten, ging es ans Geschenke verteilen. Jedes Kind und jede Auntie hat ihr/sein Geschenk bekommen. Die Freunde war (besonders auch bei den Aunties) sehr groß. Es war so schön zu sehen, wie die neuen Klamotten gleich angezogen wurden und die Spielsachen getestet wurden. Der restliche Tag wurde dann schon mal mit dem Packen für den Urlaub genutzt.






Weihnachten war eine Zeit, der ich mit Respekt begegnet bin. Es war nunmal das erste Weihnachten, was ich nicht mit der Familie zuhause gefeiert habe. Aber es waren wirklich wunderschöne Tage. Malin und ich haben es uns so schön gemacht, dass an Heilig Abend sogar etwas Weihnachtsstimmung aufkam. Ich bin so dankbar, dass wir an diesen Tagen so viel lachen konnten und dieses doch sehr besondere Weihnachten in vollsten Zügen genießen konnten.