Nun bin ich schon einen ganzen Monat hier. Wahnsinn! Mein Zeitgefühl hat mich hier wirklich komplett verlassen. Manchmal fühlt sich dieser Monat nur wie wenige Tage an und manchmal auch wie ein halbes Jahr. In diesem ersten Monat sind so unendlich viele Dinge zum ersten Mal passiert.
Nach einem ganz schön anstrengendem Start mit vielen neuen Eindrücken, ist irgendwann dann etwas Routine eingetroffen. An viele Dinge habe ich mich mittlerweile ganz gut gewöhnt: Auf der Straße wird uns immer das Wort „Mzungu“ hinterher gerufen, das bedeutet so viel wie „weiße Person“. Das war am Anfang super anstrengend, weil man sich einfach als Attraktion gefühlt hat (ich habe dadurch endgültig festgestellt, dass ich kein Holywood-Promi sein möchte :)). Mittlerweile habe ich mich an diese Bezeichnung gewöhnt und verstanden, dass es nicht abwertend gemeint ist, sondern eher etwas Besonderes. Auch das Straßenleben wird immer gewohnter. Durch unser Dorf verläuft eine der größeren Straßen Ugandas. Da könnt ihr euch vielleicht vorstellen, dass es da ganz schön stressig ist rumzulaufen. Ganz vermeiden können wir die sogenannte Stage jedoch nicht, da es dort fast alle Lebensmittel zu kaufen gibt. Naminya hat neben der stressigen Hauptsraße (die ich echt nicht leiden kann) jedoch auch viele wunderschöne Straßen, wo man auch viele Menschen trifft, die gerade in ihrem Garten Mittagessen. In den nächsten Wochen möchte ich gerne noch mehr in unsem Dort spazieren gehen und sehen, was es hier noch so zu entdecken gibt.
Malin und ich kochen weiterhin für uns selber (also wir haben keine Köchin engagiert) und genießen das sehr. Es gibt einen guten Mix aus wild zusammen geworfenem Gemüse, klassischem deutschen Essen, Versuchen ugandisches Essen nachzukochen und regelmäßiges Chapati oder Rolex mit Avokado und Tomate zum Mittagessen. Hin und wieder, wenn wir bei Johns Familie sind, bekommen wir richtiges ugandisches Essen, was wirklich super lecker ist (aber mit unendlich viel Öl gekocht wird). Die täglichen Abwaschpartys nach dem Abendessen mit Coldplay, Greatest Showmann oder ABBA wollen wir auch nur manchmal missen 🙂 Seit 2 Wochen, haben wir auch endlich Mehl da, sodass mein geliebter, wöchentlicher Pancakeday am Dienstag wieder eingeführt werden konnte :))
Im Kinderheim arbeiten wir wirklich total gerne. Es ist jedoch immernoch etwas schwierig unsere Aufgaben zu finden. Auf unserem Stundenplan stehen zwar Aufgaben drauf, die jedoch alle außerhalb unserer Arbeitszeiten sind. Ich hoffe sehr, dass wir in die Routinen des Kinderheims noch etwas besser reinfinden und sehen, wo wir helfen können. Momentan hören wir viel Musik mit den Kindern, die alle beeindruckend gut tanzen können. Ich kümmer mich viel um ein 4 Monate altes Baby und bin da mit Flasche geben, Tummy-Time, zum Schlafen rumlaufen auch sehr gut beschäftigt. Das absolute Highlight der Kinder ist definitiv das wöchentliche Shaun das Schaf schauen 🙂 Allerdings kommt man hier auch gerne mal an seine Grenzen, da die Kinder sehr viel weinen, schreien und sich eigentlich bei jeder Gelegenheit gegenseitig hauen. Das Arbeiten mit den Kindern macht mir, wie schon Zuhause, großen Spaß. Es ist auch total schön zu sehen, wie sich die Größeren um die Kleinen kümmern.
Meine absolute Lieblingsarbeit ist jedoch in der Klinik. Zwei mal die Woche sind wir für den halben Tag da und sind mit dem Impfen von Kindern beschäftigt. Wenn das gerade nicht auf dem Plan steht, finde ich total gerne unterm Mikroskop heraus, ob der Patient Malaria hat. Ich durfte schon sehr viel über die verschiedenen Arten von weißen Blutkörperchen lernen. Die Arbeit im Krankenhaus wird aber auch durch die Menschen vorort wunderbar. Dei Krankenschwestern Joy und Fauza, der Labortechniker Rigon und die Hebame Esther sind schon schnell zu guten Freunden geworden, mit denen man wunderbar über unterschiedliche Kulturen reden kann, Armbänder knüpfen kann, Luganda lernen kann und zwischendurch auch etwas im medizinischen Bereich arbeiten kann. Dazu bald mehr 🙂
Diesen Monat gab es sehr viele Hightlights. Neben einer wunderbaren Geburtstagsfeier, der ersten ugandischen Hochzeit, Spaziergängen zum Nil und dem Kennenlernen der Umgebung und der vielen netten Menschen, hatte ich mit vielen wunderbaren Menschen von Zuhause Kontakt. Bei stundenlangen Gesprächen durfte ich mich sehr glücklich über die liebevolle Unterstützung schätzen.
Gestern gab es noch ein letztes Highlight in diesem Monat. Wir sind mit John und seinen Kindern zu einem Hotel hier ganz in der Nähe gefahren, um dort im Schwimmbad schwimmen zu gehen. Ich konnte selber einige Bahnen schwimmen und den Kindern ein bisschen schwimmen beibringen. Es gab sogar eine Regendusche mit Wasserdruck 🙂 Ich bin sehr glücklich, dass ich mein geliebtes Schwimmen nicht aufgeben muss, sonder eine Möglichkeit habe, das hier weiter zu führen und sogar etwas Schwimmunterricht geben kann.
Ich merke jedoch auch immer wieder, dass sich viele Dinge auch gar nicht so wahnsinnig von Zuhause unterscheiden. So gehe ich weiterhin gerne schwimmen, spazieren, telefoniere mit Freunden und sitze in meiner freien Zeit auf meiner improvisierten Picknickdecke auf der Wiese (hier jedoch häufiger mit Baby).
Im Großen und Ganzen bin ich sehr glücklich über diesen ersten Monat hier in meinem neuen Zuhause. Ich fühle mich hier total wohl und meine Sorge vor starken Heimweh war bisher völlig umsonst. Ich freue mich wahnsinnig auf die nächsten Monate und Erfahrungen, die ich da machen darf!