Es ist nun schon über einen Monat her, dass Malins Familie wieder nach Deutschland geflogen ist und wir zu zweit zurück in unserem Alltag sind. Nachdem ich mich in den letzten Monaten immer wieder darüber beschwert habe wie wenige Aufgaben es hier für uns gibt, war ich im Mai über jede ruhige Minute froh.
Wir sind zurück in den Alltag gekommen, haben viel Zeit mit den Kindern verbracht und nach diesem chaotischen April einfach wieder normal gearbeitet. Das war zunächst gar nicht so einfach, da die Kinder bis Mitte Mai noch Ferien hatten. Dadurch wurde unsere Tür (egal ob offen oder geschlossen) von morgens bis Abends von Kindern belagert, was ganz schön anstrengend wurde, wenn man in Ruhe am Laptop arbeiten wollte. In der Klinik durfte ich endlich wieder impfen und Zugänge wurden auch gelegt.



Es wurde dringend Zeit, dass nun die nächsten Urlaube geplant wurden. Mit meiner Mutter werden wir im Juni eine zweiwöchige Rundreise durch Uganda machen, danach noch ein Wochenende Safari mit den restlichen Ugandafreiwilligen und Sommerurlaub mit Jonas wurde auch schon gebucht. Ich habe also viel mit Tourguides geschrieben, Preise ausgehandelt, Unterkünfte gesucht und Reisepläne geschrieben. Das hat auf jeden Fall die Vorfreude geweckt, hat mich aber auch sehr gut beschäftigt gehalten.
Mitte Mai haben Malin und ich die Zeit gefunden für ein Wochenende nach Tororo zu fahren, um Aline und Tabea zu besuchen. Die beiden machen auch mit unser Organisation einen Freiwilligendienst und arbeiten in einem kleinen und dadurch sehr familiären Kinderheim. Die beiden haben uns vorher schon besucht und haben viel von ihrem Projekt erzählt. Es war so schön endlich mal alles mit eigenen Augen zu sehen und vorallem die Kinder kennenzulernen. Wir konnten an dem Wochenende viele gute und wertvolle Gespräche führen, ganz viel ugandisches Essen essen und hatten sogar Zeit für einen Sonnenaufgangsspaziergang (naja eher Wanderung) auf den Tororo Rock.




Leider haben wir uns dabei vermutlich eine leichte Lebensmittelvergiftung zugezogen, sodass der Start zurück bei uns erstmal im Bett gestartet hat… Immerhin hatte um die Zeit wieder die Schule angefangen, sodass morgens Ruhe war, während die Kids Unterricht hatten und nachmittags wieder MIttagsschlaf gemacht wurde.
Wir konnten danach aber noch ein größeres Projekt anfangen, worüber wir sehr dankbar sind. Uns haben in den letzten Monaten einige Spenden erreicht, die wir jetzt investiert haben. Wir unterstützen den Bau eines weiteren Gebäudes für das Kinderheim. Dieses Gebäude macht es möglich den älteren Kinder einen privateren Raum zum Leben zu geben und gleichzeitig kann das Projekt neue kleine Kinder aufnehmen und ihnen ein Zuhause schenken. Lange haben wir überlegt, ob wir das machen wollen oder den Gedanken des White Saviorism damit zu sehr unterstützen. So haben wir viele Gespräche mit unserem Projektleiter John geführt und uns dazu entschieden das Gebäude ein wenig weiter zu bauen. Jedoch ohne den Anspruch es fertig zu stellen. Wir konnten jetzt schon über 1000 Blöcke bauen lassen, die in den nächsten Tagen auf das bereits angefangene Gebäude gebaut werden. Ich bin sehr gespannt, wie weit wir John in seinem Vorhaben unterstützen können und wir sind sehr dankbar für alle Spenden, die uns erreicht haben.



Mir hat dieser Monat nochmal ganz besonders stark gezeigt, dass Malin und ich ein Teil dieser großen Kinderheimfamilie geworden sind. Es gibt nur wenige Abende, wo Safan und/oder Waiswa nicht bei uns sind, bis sie eingeschlafen sind und wir sie dann ins Bett bringen. Das Baden, Füttern und Umsorgen der Kleineren ist ein Teil unseres Alltags geworden. Das Wiedersehen der Größeren nach der Schule ist jeden Tag wieder eine große Freude. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bald nicht mehr sein wird.



Nun ist es in genau einer Woche soweit, dass meine Mutter uns für drei Wochen besuchen kommt. Das war für mich immer so das Ende meines Freiwilligendienstes, und das ist es auch gut wie. Nachdem meine Mutter wieder nach Hause fliegt, haben wir noch drei Wochen, bevor es zurück nach Deutschland zum Rückkehrseminar geht.
Das hat in den letzten Wochen meine Gedanken sehr geprägt. So langsam aber sicher, muss man sich überlegen, wie man sich von dem Ort und den Menschen hier in Uganda verabschiedet. Es ist bei mir ein innerer Zwiespalt: Einerseits freue ich mich natürlich auf Zuhause und andererseits muss ich hier ein Leben verlassen, dass ich so nie wieder bekommen werde. Auch wenn ich hier noch einmal zu Besuch kommen werde, werden die Kinder größer sein (oder nicht mehr da sein) und das Leben in unserer roten Wohnung wird es auch nicht mehr geben. Das ist ein Abschiedsschmerz, den ich so noch nie hatte. Man muss sich einfach entgültig von einem Leben verabschieden, was ich gelernt habe so zu lieben. Das überschattet ehrlicherweise auch die Vorfreude vom nach Hause kommen. Da habe ich ja im April gesehen, dass sich da nix geändert hat und ich da jederzeit wieder rein kommen kann. Auch wenn diese Gedanken mich viel bewegen, ist das Ziel jetzt die letzten 1 1/2 Monate wirklich zu genießen und alles mitzunehmen, was geht. Mit meiner Mutter werden wir dieses Land nochmal viel intensiver als bisher bereisen und schon mal einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es ist für etwas länger nicht bei den Kindern zu sein.
Ich bin gespannt, was die letzten 50 Tage noch passiert und bin dankbar, dass ich diese Zeit noch habe, um alles zu genießen und aufzutanken.






