Nach unserem Urlaub am Lake Bunyoni waren wir etwa drei Wochen im Projekt und haben da sehr viel Office-Arbeit gemacht. Danach ging es schon wieder in den Urlaub, jedoch mit Startschwierigkeiten. Wir hatten uns (trotz des Chaos vom letzten Mal) auf John verlassen, der uns ein Taxi (Kleinbus) besorgen wollte, dass uns bis zu den Sipi-Falls fährt. Das endete in 5h Verspätungen, Lügen von ugandischer Seite und einem Streit. Daraufhin haben Malin und ich uns auf eigene Faust auf den Weg gemacht. Das Ziel war erstmal nur weg vom Grundstück kommen. Es war mal wieder super frustrierend, dass wir vor 6 Uhr aufgestanden waren und um 11 Uhr immer noch nicht weiter als 10 Meter gekommen waren. Erleichtert, aber genervt von John und anderen ugandischen Männern, waren wir dann sehr schnell auf dem Weg in Mbale.

Ein Erfolg nach dem ganzen Warten. In Mbale hätten wir in ein anderes Taxi umsteigen müssen, um die letzte Strecke zurück zulegen. Da lernten wir jedoch Emmanuel kennen, da er uns fragt ob wir nach Sipi müssten. Er hätte ein Auto und könnte uns mitnehmen. Emmanuel ist ein katholischer Priester, der für viele Jahre in den USA studiert hat (und dementsprechend hat ihn die weiße Hautfarbe nicht interessiert). Nach einem guten Gespräch entschieden wir uns dazu mit ihm zu fahren. Später stellte sich heraus, dass er uns wohl nur fragte, weil wir wohl sehr verloren aussahen haha. Emmanuel macht mit uns eine Sightseeing-Tour durch Mbale, wo er uns auch seine Heimatkirche zeigte. Danach ging es (mit Stops bei Aussichtspunkten) durch die Berge zu unserer Unterkunft.

Als ob dieses Treffen nicht schon Zufall genug war, stellte sich heraus, dass unser Vermieter der ehemalige Nachbar von Emmanuel war. Wir kamen also am Mittwoch nicht nur viel früher als erhofft an, sondern waren auch um viele neue Begegnungen reicher. So saßen wir den restlichen Nachmittag bei lokalem Wein zusammen und haben über Gott und die Welt geredet. Das geht mit einem kath. Priester und zwei so unterschiedlichen Kulturen wunderbar. Dazu kamen auch noch Festo und Denis, zwei alte Schulfreunde unseres Vermieters Kalifani. Festo war gerade zu Besuch in Uganda, um seine Familie und Freunde zu besuchen, denn momentan wohnt er in Wien und arbeitet dort. Zudem spricht er fließend italienisch, weil er in Italien studiert und gearbeitet hat. Er ist mittlerweile ein richtiger Europäer, der sogar sein Obst wäscht. Denis ist ein angesehener Geschäftsmann in der nächsten Stadt Kapchorwa und ein sehr offener Mensch. Mit den beiden haben wir uns auch direkt wunderbar verstanden. Bevor die beidens Abends wieder gefahren sind, wurde noch eine gemeinsame Runde „Amazing Grace“ gesungen.

Am Donnerstag hatte Malin Geburtstag, den wir morgens bei einem wunderbaren Frühstück ausgiebig gefeiert haben. Der restliche Tag wurde mit Hitster spielen, Yoga machen und Tagebuch schreiben verbracht.

Nachmittags haben uns Festo und Denis abgeholt und uns zur anderen Unterkunft von Kalifani gefahren, um ihn abzuholen. Wir fuhren dann gemeinsam durch Kapchorwa und irgendwann immer höher in die Berge. Als wir da waren standen wir vor einem eingezäunten Platz, der einem Militärstützpunkt sehr ähnlich sah. Es war jedoch ein Olympiastützpunkt. Die Gegend um Kapchorwa ist sehr hoch und hat so einige ugandische Olympiasieger hervorgebracht. Genau für diese wurde ein nagelneuer Sportplatz sowie einer 4km Rennbahn oben in den Bergen gebaut. Mit der Strategie, dass die Athleten mit wenig Sauerstoff trainieren und dann mit mehr Sauerstoff sehr leistungsfähig sind. Warum auch immer, sind erst die Männer eine Runde über den Sportplatz gerannt und danach Malin und ich. Barfuß… Den Sauerstoffmangel konnte man dann sehr gut spüren haha.

Nach diesem spontanen Kurz-Abenteuer ging es dann in ein Restaurant. Am Abend zuvor hatten wir unsere neugewonnenen Freunde eingeladen mit uns Malins Geburtstag zu feiern. Emmanuel stieß zu unserer Runde auch noch dazu. Der Abend wurde mit vielen guten Gesprächen, Billard spielen, leckerem Essen und einigen neuen Begegnungen verbracht. Festo und Denis hatten noch eine Scherpe und einen Geburstagskuchen mit Feuersprühern besorgt und wir haben noch mit Traubensaft angestoßen. Nach und nach hat sich die Gruppe aufgelöst, sodass ich mit Festo noch einige Stunden über seine Erfahrungen in Europa und seinen Glauben gesprochen habe. Ein so wertvolles und tiefgründiges Gespräch hatte ich bis dato noch nie mit einem Ugander.

Festo ist für die Geburstagsfeier extra noch einen Tag länger im Osten Ugandas geblieben, musste am nächsten Tag jedoch los, da er noch einige Termine hatte, bevor er in der nächsten Woche wieder nach Wien geflogen ist. Unsere Verbindung ging sogar soweit, dass er sich, sobald er in Wien gelandet war, mit Jonas getroffen hat, der für einen Urlaub gerade zufällig da war. Festo hat ihm ein Armband von mir mitgebracht. Eine sehr besondere Verbindung, die sich zwischen diesen beiden Welten ergeben hat.

Nach einem schönen Tag folgte gleich der Nächste. Am Freitag hat uns Emmanuel morgens (mit einem mega schönen weißen Truck) abgeholt und wir haben uns auf den Weg gemacht die Wasserfälle anzuschauen. Es gibt insgesamt drei Wasserfälle. Als erstes sind wir zu dem Ersten gefahren, der die Quelle ist. Dort sind wir ein wenig auf den nassen Felsen herumgekraxeklt und haben ganz viele Fotos gemacht. Emmanuel hat seine Leidenschaft zum fotografieren gefunden und hat somit unsere Kamera in Anspruch genommen, wofür wir sehr dankbar waren.

Danach wurde es etwas crazy: Beim dritten Wasserfall standen wir ziemlich schnell an einer Klippe und es hieß „dort geht es jetzt runter“. Für mich und Malin war klar, dass wir uns gerne Abseilen lassen wollen. (Das ist dort im Gebiet eine sehr bekannte touristische Aktion). Ich dachte vorher, dass es so 30 Meter sind. Tja, falsch gedacht. Es waren 110 Meter, die man vorher dank der Klippe nicht mal sehen konnte. Zu unser Überraschung und großer Freude seilte sich Emmanuel, trotz Höhenangst, mit uns ab. Ich finde das zeigt schon, was ein cooler Typ er ist. Für Emmanuel ging es als erstes runter und Malin und ich folgten direkt danach. Anfangs etwas gruselig und am Ende ein großer Spaß. Uns hat diese Erfahrung mit Emmanuel sehr zusammen geschweißt und wir hatten eine super gute Zeit! Danach hat er uns zu sich nach Hause mitgenommen, wo er uns alles gezeigt hat und uns zum Mittagessen eingeladen hat. Nach diesem Adrenalinkick war gutes uganisches Essen genau das Richtige! Später haben wir den Abend in einem Restaurant mit einigen anderen Freiwilligen von unserer Organisation ausklingen lassen und haben dort den Geburstag von einer Mitfreiwilligen gefeiert.

Samstag wurde viel Pause gemacht und die Aussicht von unserer Unterkunft genossen! Das war wunderbar. Eine Pause die nicht ganz so dringend war, wie beim letzten Urlaub, aber trotzdem wunderbar.

Offensichtlich hatte Emmanuel uns noch nicht satt, sodass er uns (inkl. Jette) am Sonntag nach seinem Gottesdienst wieder abholte. Wir sind dann durch verschiedenste Landschaften gefahren, wo er uns ganz viele spannende Dinge erzählen konnte. Das Ziel war die kenianische Grenze, über die wir kurz rüberfahren durften. Danach haben wir noch Studienfreunde von Emmanuel besucht und dort wieder leckeres Mittagessen bekommen. Vorallem die Gespräche über Erfahrungen und das Land habe ich sehr genossen.

Am nächsten Tag nahm uns Emmanuel netterweise wieder mit nach Mbale, da musste er eh durch für ein Meeting. Damit endete unser gemeinsamer Urlaub nach einigen schönen Tagen leider. Aber er war sicherlich nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben!

Am Anfang des Urlaubs waren wir wahnsinnig genervt von uganischen Menschen. Davon, dass sie nur unser Geld wollen und auf unsere Hautfarbe reduzieren. Das Land wollte uns wohl noch vom Gegenteil überzeugen. Wir haben nicht nur nette Menschen kennengelernt, sondern auch neue Freunde gewonnen mit denen wir immer noch im Kontakt stehen. Sechs Monate lang wurden wir immer auf unsere Hautfarbe reduziert, deswegen anders angesehen und es wurde viel Geld mit uns assoziiert. Doch diese Menschen, haben uns durch ihre Erfahrungen im Leben, einfach nur wie Menschen behandelt. Es tat so unendlich gut für 4 Tage einfach mal nicht besonders zu sein, sondern ganz normal. Balsam für die Seele. Keiner von diesen Menschen wollte Geld von uns (nicht mal Emmanuel, der uns gefühlt durch halb Uganda gefahren hat), stattdessen haben sie uns alle (mehrfach) zum Essen eingeladen und bei ihren Plänen mitgenommen werden. Das lag sicherlich auch daran, dass alle von ihnen eher wohlhabend sind und gute Jobs haben. Es war schön Menschen um sich herum zu haben, denen man Aufgenhöhe begegnet. Da alle von den Männern mal westliche Erfahrung gemacht haben, konnten wir uns wunderbar über kulturelle Unterschiede und Herausforderungen unterhalten. Das war ein großes Geschenk. Obwohl dieser Urlaub jetzt schon einige Zeit her ist, denke ich noch wahnsinnig gerne an diese besondere Zeit und die wunderbaren Menschen, die ich da kennenlernen durfte! Und das alles nur, weil Malin und ich kein Bock mehr auf Johns Pläne und die uganische Verspätung hatten. Was ein Geschenk!

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